Hier ein bemerkenswerter Bericht auf ABC News:
http://www.abc.net.au/news/2013-02-04/economic-forecasts-no-better-than-a-random-walk/4499098
It is often said the so-called dismal science of predicting the economy is there to make weather forecasting look good.
The International Monetary Fund recently issued a mea culpa over its estimates for troubled European nations and the Reserve Bank has admitted that while its inflation predictions were right about two-thirds of the time, its economic growth forecasts were wide of the mark.
It may be a statement of the obvious, but forecasting economic activity is difficult. That is the view of the Reserve Bank in a recent paper looking at its predictions over the last 20 years.
"The unfortunate reality is that, in the area of forecasting, it is normal for forecasts of economic activity to be wide of the mark," said RBA deputy governor Philip Lowe to a gathering of economists in Sydney before Christmas.
"This is evident in work recently undertaken by two of my colleagues at the bank who looked at the history of our own forecasts."
That paper found that 70 per cent of the RBA's forecasts for underlying inflation for the year ahead were close to the mark, but its predictions of economic growth were less accurate, and its unemployment rate estimates no better than a random walk.
"The reality is that a random walk is what you would get from chance," said Bill Mitchell, a professor of economics at Charles Darwin University.
"The Reserve Bank employs numbers of people on very high pay and what they're admitting now is that their - all of this so-called science - has produced nothing more than what a roll of the dice could produce."
Former RBA economic analyst and now senior ANZ economist Justin Fabo puts it this way.
"What they were saying there is, particularly for growth forecasts or their unemployment rate forecasts, that they really weren't too much better than the consensus or even flipping a coin kind of forecasts," he explained.
"Statistically, you're not doing too much better than someone walking drunk down the road I guess."
Stephen Halmarick, head of investment markets research at Colonial First State and the Australian Business Economists group, says the RBA paper showed that economic predictions are not that useful.
"Most economists, including those at the RBA, are not actually not particularly good at forecasting some major economic variables," he said.
Bill Mitchell is more critical.
"When there's people's jobs and their livelihoods at stake, you want to be very careful in the way in which you impose policy changes based upon your technical forecasts," he argued.
"What we know is that the RBA has been error prone in its forecasts and then imposed monetary policy that was inappropriate and inappropriate for too long."
The media, companies and governments also closely watch the monthly figures from the Bureau of Statistics, for example, on the unemployment rate.
However, Justin Fabo says there is a wide range of error, as the bureau itself makes clear.
"On a monthly basis, the ABS are very transparent about this, that they say we've got a sample, we're not surveying the whole population," he said.
"If anyone's making decisions based on one month of data or two months of data then it's a very brave person indeed."
INDICATORS .
Business Cycle / Leading Indicators / Nowcasting / Real Time Indicators
Mittwoch, 13. Februar 2013
Montag, 24. Dezember 2012
Weshalb wir neue Indikatoren benötigen
Die Herausforderungen: Big Data und Real-Time
Der renommierte Ökonom Klaus Zimmermann offenbarte es im Gespräch unverblümt: Zu ungenau sind die Konjunkturprognosen und die Wendepunkte erkennen die wenigsten Institute frühzeitig. Genau dies würde man aber mehrheitlich von einigermassen zuverlässigen Prognosen erwarten. Das ist für Investoren genau so interessant wie für Decision Makers in Politik und Wirtschaft. Mehr noch: Das Interesse an relevanten Signalen ist in der heutigen volatilen Zeit weit grösser als in der Vergangenheit.
Notorisch wegsehen - oder im Finanzdatendschungel gefangen
Gerade jetzt ist es fatal, wenn Institute oder Research-Abteilungen in ihren allten Mustern gefangen sind. Zur so genannten Betriebsblindheit gehört etwa die notorische Geringschätzung von Aktien- und Rohstoffpreisen auf Seiten der Konjunkturforschungsinstituten. Die immer noch üppig ausgestalteten Research-Abteilungen der Grossbanken leiden wiederum unter der Zahlen-Verliebtheit - und zwar zu den Zahlen, die das Finanzsystem selber generiert. Ein riesiges Volumen an Finanzdaten wird umgewälzt. Mit dem Effekt, dass kaum ein Finanzinstitut mehr weiss als ein anderes. Vielmehr ist es "more of the same". Vor allem: Die Daten im Finanzsystem stehen in einer komplexen Wechselbeziehung, die es immer schwierige machen, Kausalitäten und Relevanz zu bestimmen.
So führt die «Machine Readable News» (computerisierte Auswertung von Nachrichten) dazu, dass Nachrichten für Investoren sofort verwertbar sind oder sogar direkt in Handelsaktivitäten münden - was wiederum in Sekundenbruchteilen zu Preisveränderungen bzw. Informationen führen kann. Diese Informationen haben das Potenzial erneute Handelsaktivität auszulösen. Diese Vorgänge geschehen nicht innert Stunden oder Minuten, sondern innerhalb einer oder weniger Sekunden.
Einige Lösungsansätze
Prognosen für die Wirtschaft werden nur dann besser, wenn zusätzlich zu bewährten Daten wie die PMIs alternative Datenquellen erschlossen werden. Diese sollten vornehmlich ausserhalb des Finanzsystems generiert werden. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Prognosen sind ein schwieriges Geschäft und erfordert von den Anaylsten Demut. Trotzdem gibt es sie tatsächlich: einige Frühindikatoren, teilweise sogar vorlaufende Indikatoren. Und vor allem ist es schon eine hohe Leistung, den aktuellen Status-Quo zu beschreiben. Wer dazu fähig ist, hat nämlich auf die ersten offiziellen Zahlen einen so genannten Publikationsvorlauf von rund ein bis zwei Monaten. Real-Time-Analysen sind deshalb in keiner weise geringzuschätzen - ganz im Gegenteil.
Dazu ein kleiner Einblick in meine Arbeit: Als ich einer meiner zahlreichen Frühindikatoren einem etablierten Schweizer Institut zum Test freigab, hiess es im Kommentar, die Flugverkehrszahlen würden zwar solide mit der realwirtschaftlichen Tätigkeit korrelieren, hätten jedoch keinen Vorlauf. Macht nichts, da ich diese Daten beinahe in Echtzeit zur Verfügung habe, ergibt sich nämlich ein erheblicher Vorlauf zu den später publizierten (offiziellen) Zahlen. Ein anderes Beispiel: Ein Kommentar zu einem Schweizer Wirtschaftsbarometer hob ebenfalls die hohe Korrelation zum später tatsächlich gemessenen BIP auf; hingegen würden die Modellrechnungen für das Schweizer BIP die Niveaus weniger gut abbilden, hiess es. Kein Problem! Auch hier gilt: Weniger ist mehr: Indem wir frühzeitig die Wendepunkte erkennen, haben wir bereits einen echten Informationsvorsprung. Neue alternative und innovative Indikatoren müssen also nicht perfekt sein im Sinne von allumfassend. Vielmehr geht es darum, die Dynamik rechtzeitig und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erkennen.
Die Herausforderungen: Big Data und Real-Time
Die Herausforderungen der Zukunft sind: Wie können wir aus Big Data ausserhalb des Finanzmarktes noch besser umgehen. Zu denken sind an digitale Medien, Blogs, Internetforen und Suchmaschinen wie Google. Google ermöglicht den Forschern, nicht nur jene Nachrichten, welche passiv auf die Markteilnehmer einwirken, sondern auch solche, welche aktiv gesucht werden, zu identifizieren und zu quantifizieren.
(4trend INDICATORS hanspeter.arnold.ch@gmail.com)
SIEHE AUCH:
http://4trend.blogspot.com
http://4trend.blogspot.ch/search?updated-max=2012-05-18T12:32:00-07:00&max-results=7
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Montag, 12. November 2012
Bad News: Auftragseingang auf 3-Jahrestief
Die neusten Indikatoren aus der Halbleiterindustrie lassen für die Technologie-Branche und die Weltkonjunktur nichts Gutes erahnen.
Die Stimmung in der Halbleiterindustrie sinkt in den Keller. Das zeigen die jüngsten Signale der führenden Ausrüster. Die Auftragseingänge der in Nordamerika ansässigen Hersteller (SEMI) sind auf den tiefsten Stand seit August 2009 gefallen.
Der Drei-Monats-Durchschnitt der weltweiten Buchungen ist im Oktober 2012 auf 743 Millionen Dollar (701 Millionen Franken) gefallen. Der Buchungsstand ist damit 18,6 Prozent niedriger als noch im September 2012 und 19,8 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.
Indiz für Weltkonjunktur
Das sind keine guten Vorboten: Halbleiter sind nicht nur in PC, Tablets, Smartphones und TVs, sondern in immer mehr Konsum- und Industriegüter implementiert. Deshalb stehen nicht nur der Technologiebranche, sondern auch der übrigen Weltwirtschaft harte Zeiten bevor.
Intel im Abwärtssog
Das Verhältnis der Buchungen zu den tatsächlichen Umsätzen (Book-to-Bill-Ratio) liegt bei 0,75. Das ist der tiefste Wert seit einem Jahr. «Die Stimmung in der Industrie ist gedämpft», wird SEMI-Präsident Denny McGuirk in der Medienmitteilung zitiert.
Die schlechten Aussichten zeigen sich auch im Kursverlauf der Chip-Aktien. Der führende Halbleiter-Hersteller Intel ist in einem Abwärtssog. Innert weniger Wochen verlor die Aktie mehr als ein Viertel an Wert.
Composite leading indicators (CLIs), designed to anticipate turning points in economic activity relative to trend, continue to point to weak growth prospects in many major economies, but signs of stabilisation are emerging in Canada, China and the United States. Compared to recent months where the CLI has pointed to a deteriorating outlook, tentative signs of stabilisation are also emerging inItaly.
Kommentar:
Mit dem jüngsten Bericht wird die vom GLOBAL JOB INDICATOR Ende Oktober aufgezeigte Trend bestätigt (nur noch ein geringer Abwärtstrend war feststellbar). Insgesamt ist die Aussage bezüglich Stabilisierung der Lage ermutigend. Man darf aber nicht ausser Acht lassen: Derzeit zieht vor allem die Lokomotive USA. Viele anderen Länder und Regionen wachsen jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt: Das gilt für Europa, Indien, China und Russland.
http://www.oecd.org/std/leadingindicatorsandtendencysurveys/CLI_EN_Nov12.pdf
Hans Peter Arnold
Japan schlittert in eine Rezession - selber schuld
Japans Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal gesunken. Im Vergleich zum Vorquartal verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt um real 0,9 Prozent. Japans Regierungschef Yoshihiko Noda sprach von einer ernsten Lage. Japan sieht sich aufgrund der schwächelnden Exporte im Gegenwind.
Dumm nur, dass Japan selbst zu dieser Entwicklung beiträgt. Ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit liess Japan den Inselstreit mit China eskalieren. Mit weitreichenden Auswirkungen für die japanischen Autohersteller Honda, Nissan und Toyota. Die japanischen Marken sehen sich in China einem Käuferstreik gegenüber.
Generell sind die Regierungen jetzt gut beraten, ja keinen neuen Protektionismus aufleben zu lassen. Sonst schadet man der Weltwirtschaft und indirekt sich selber.
http://www.nytimes.com/2012/11/13/business/global/japanese-economy-contracts-suggesting-return-to-recession.html
Hans Peter Arnold
KOF-Barometer weiterhin in der Kritik
Die kurzfristigen Wachstumsaussichten für die Schweiz bleiben gedämpft, schreibt "Finanz und Wirtschaft" (FUW). Die meisten vorlaufenden Indikatoren bestätigen diese Einschätzung. Mit einer Ausnahme des viel beachteten Frühindikators der ETH. Der KOF-Indikator verharrte im Oktober auf 1,67 Punkten (September revidiert: 1,68). Die Aufwärtsdynamik, die in den letzten Monaten zu beobachten gewesen war, sei gestoppt, interpretiert KOF. FUW schreibt: "Das stagnierende Barometer liefert keine neuen Erkenntnisse, sondern bestätigt den Trend, den andere Umfragewerte wie der Einkaufsmanagerindex oder das Geschäftsklima schon lange und markanter angedeutet haben." Das Bruttoinlandprodukt werde von Quartal zu Quartal stagnieren, allenfalls leicht zurückfallen. Aber es werde weiterhin höher notieren als im Vorjahr, versprechen die Kof-Ökonomen. Janwillem Acket, Chefökonom der Bank Julius Bär, wundert sich, dass die Korrektur des wichtigsten Schweizer Frühindikators so sanft ausfällt. «Sie ist derart bescheiden. Wie passt das zu dem schwachen Wirtschaftsverlauf im europäischen Ausland, wo der Tiefpunkt noch nicht erreicht ist?» In der Tat haben gemäss FUW dort die Kennzahlen diese Woche erneut schwer enttäuscht.
KOF erhielt in den vergangenen Monaten viel Prügel. Immerhin müssen wir KOF aufgrund unseres exklusiven Arbeitsmarktindikators - dem CH JOB INDICATOR - in Schutz nehmen. Unser Indikator zeigt innert Monatsfrist ebenso nur eine geringfügige Verschlechterung an. Nachdem der Schweizer Job-Indikator Ende September um 3 Prozent gefallen war, steht er Ende Oktober 0,6 Prozent tiefer. Die Jahresrate bleibt sogar klar positiv. Das stimmt zuversichtlich. Der CH JOB INDICATOR misst die Zahl der offenen Stellen bei den grössten Arbeitgebern der Schweiz. Auch unser GLOBAL JOB INDICATOR zeigt derzeit eine weit bessere Situation als "gefühlt" - aufgrund von Medienberichten: Der Indikator stagiert innert Monatsfrist (-0,2 Prozent).
KOF schrieb am 29. Oktober zu seinem Beschäftigungsindikator: "Der KOF-Beschäftigungsindikator ist in den letzten Monaten ins Negative gerutscht. Der Indikator weist neu einen Wert von –3.4 aus. Dies deutet auf eine stagnierende Beschäftigungsentwicklung in der Schweiz in den nächsten drei Monaten hin. Leicht verschlechtert haben sich insbesondere die Beschäftigungsaussichten in der Industrie und bei den Banken."
Fazit
So gesehen dürfen die gehäuften Meldungen über Entlassungen nicht überinterpretiert werden. Klar ist aber auch: Wenn die Negativspirale in Europa weiter dreht und auch China ins Trudeln kommt, dann stehen wir sehr rasch mitten in der Rezession.
Hans Peter Arnold
Umfragen in der Kritik
Indikatoren, die auf Umfragen basieren, werden zunehmend angezweifelt. Auch die NZZ thematisiert die Skepsis anhand des Schweizer KOF-Konjunkturbarometers. "Die Prognosekraft von Umfragen über Erwartungen ist allerdings unter Fachleuten nicht über jeden Zweifel erhaben", schreibt die NZZ (siehe Text weiter unten).
Tatsächlich sind Umfragen grundsätzlichen mit folgenden Problemen konfrontiert:
- *Die Befragten sagen oft nicht die (ganze) Wahrheit - oft ist Wishful Thinking im Spiel
- Die Antworten über Trends und Prognosen sind vom aktuellen Zeitgeist bzw. Medien beeinflusst
- Die Zahl der Befragten ist in der Regel klein
- Zwischen Befragungszeitpunkt, Analyse und Publikation der Resultate verstreicht viel Zeit (im Falle des Konsumentenstimmungsindex von Seco fast zwei Monate)
Gewiss: Umfragen sind in der Konjunkturforschung nicht pauschal abzulehnen. So liefern zum Beispiel die Einkaufsmanager-Indizes relevante und zuverlässige Daten. Dabei handelt es sich aber um eine Besonderheit: Schliesslich antworten dort Fachleute auf die spezifischen Fragen über Auftragseingänge, Lager, Preise, Beschäftigung und Produktion.
Klar ist auch: Um die Konjunkturprognosen zu verbessern, sind neue (Real-Time)-Indikatoren notwendig. Siehe auch meinen Beitrag in der BILANZ:
http://www.bilanz.ch/invest/indikatoren-der-zeit-voraus
http://4trend.blogspot.ch/p/leading-indicators-der-zeit-voraus.html
Hans Peter Arnold
Die NZZ schreibt:am 6. September:
Ein Barometer gibt Rätsel auf
Revision des KOF-Prognose-Instruments geplant
hus. · Die europäische Konjunkturabkühlung ist auch in der Schweiz angekommen. Darauf deuten die vom Bund am Dienstag publizierten Zahlen, wonach die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres stagniert hat bis leicht geschrumpft ist (NZZ 5. 9. 12). Gemäss den Bundesökonomen deuten die meisten Indikatoren auf eine schwache Entwicklung auch im zweiten Halbjahr, vielleicht mit einer roten oder schwarzen Null für das reale Bruttoinlandprodukt. Ein bekannter Indikator sagt aber etwas anderes: Das Barometer der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich zeigt seit Anfang Jahr von Monat zu Monat kontinuierlich aufwärts und hat auch im Juli und August noch deutlich zugelegt.
Das Barometer beruht stark auf Unternehmensbefragungen in verschiedensten Branchen und soll den erwarteten Trend der jeweils folgenden zwei Quartale abbilden. Der absolute Indexwert des Barometers sagt weniger aus als dessen Veränderung. Ein Anstieg deutet laut KOF auf zunehmendes Wirtschaftswachstum. In der Realität hat sich die Wirtschaft aber zuletzt gemäss den jüngsten «harten» Zahlen deutlich abgekühlt. Und mit einer Wachstumsbeschleunigung für das zweite Halbjahr im Vergleich zum ersten Semester rechnet kaum ein Prognostiker. Als Illustration des Abkühlungstrends werten Beobachter vor allem die seit Anfang 2011 laufend deutlicher werdenden Bremsspuren bei den Exporten, rückläufige Bestellungseingänge in der Industrie, den nach unten zeigenden Einkaufsmanagerindex sowie die eher schlechten Konjunkturaussichten wichtiger europäischer Abnehmermärkte.
Diverse Ökonomen sprechen in Bezug auf den Optimismus des
KOF-Barometers von einem «Rätsel» oder einer «Blackbox». Auch innerhalb der
KOF gebe es Debatten über das Barometer, sagt
KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm, der «gefühlsmässig» den Optimismus seines Konjunktur-Sammelindikators auch nicht ganz teilen mag. Ein potenzielles Problem des Barometers sind laut
Sturm die statistischen Glättungen, welche Schwankungen am aktuellen Rand zum Teil «wegradieren». Das Glättungsverfahren soll zufällige Schwankungen (statistisches «Rauschen») ausschliessen und so das Barometer stabiler machen. Dies birgt das Risiko, dass man Trendänderungen verpasst. Die
KOF will deshalb laut Sturm bis Ende Jahr oder Anfang 2013 die Methodik des Barometers revidieren. Die statistische Glättung soll schwächer werden, was die Volatilität des Barometers erhöht.
Doch auch mit dem geplanten neuen Berechnungsverfahren würde das Barometer derzeit immer noch aufwärts zeigen, betont Sturm. Kritiker verweisen auf eine mutmassliche Diskrepanz zwischen den KOF-eigenen Unternehmensbefragungen (welche wenig erfreulich klingen) und dem stark auf diesen Umfragen basierenden Barometer. Sturm räumt ein, dass die Geschäftslage gemäss den jüngsten Firmenbefragungen insgesamt unterdurchschnittlich sei – bei grossen Differenzen zwischen den Branchen. Das Barometer bilde aber massgeblich die Erwartungen ab, welche im Schnitt nicht allzu negativ seien. Die Prognosekraft von Umfragen über Erwartungen ist allerdings unter Fachleuten nicht über jeden Zweifel erhaben.
Wie immer wird man erst im Nachhinein wissen, welche Prognoseinstrumente am besten getroffen haben.
KOF-Chef Sturm rechnet jedenfalls trotz eingestandenen Fragezeichen damit, dass die Schweizer Wirtschaft im laufenden Quartal im Gegensatz zum Vorquartal wieder etwas wachsen werde. Man will gerne hoffen, dass sich der Optimismus des
KOF-Barometers als gerechtfertigt entpuppen wird.
Unnötige Prognose-Hektik
Andrea Martel
Wie die meisten anderen Konjunkturforscher haben auch die Ökonomen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in der Schweiz nach unten angepasst. Statt um 1,4% soll das Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr nur noch um 1% wachsen. Wer dies liest, bekommt den Eindruck, dass es der Schweizer Wirtschaft zwar nicht schlecht, aber doch etwas weniger gut geht als bisher erwartet. Das stimmt allerdings nicht ganz. Die Wachstumsprognosen fallen zwar bescheidener aus als im Sommer. Geht man jedoch für den Vergleich etwas weiter zurück – bis zum vorletzten Konjunkturausblick vom Frühling oder sogar zu jenem vom letzten Winter –, dann kommen die jetzigen Prognosen sogar einer Verbesserung gleich. Noch im Dezember hatten die Bundesökonomen nämlich für 2012 nur mit einer BIP-Zunahme um 0,5% gerechnet, im März dann mit einem Plus von 0,8%.
Diese Entwicklung wirft wieder einmal die Frage auf, wie sinnvoll vierteljährliche Prognoserevisionen überhaupt sind. Hätte das Seco seine Vorhersage vom Frühling vor drei Monaten nicht nach oben revidiert, wäre das jetzige «Zurückbuchstabieren» nicht notwendig geworden. Das vierteljährliche Aktualisieren der Prognosen ist ein Trend, der sich bei den Konjunkturforschern eingebürgert hat, ähnlich der Quartalsberichterstattung der grösseren Firmen. Galten früher Frühling und Herbst als Prognosetermine, folgt heute auf jede BIP-Quartalsschätzung eine Revision. Einzig die Credit Suisse widersetzt sich diesem Trend, indem sie ihre Prognose zwar vierteljährlich veröffentlicht, aber nicht automatisch an die neue Datenlage anpasst. So lautet die Wachstumsprognose der CS für 2011 seit bald einem Jahr auf bescheidene 0,5%. Man kann argumentieren, dass vor allem die staatlichen Konjunkturforscher es sich nicht leisten können, neue Daten aus den Quartalsschätzungen zu ignorieren, weil die Prognosen sonst rasch «politisch» werden. Aber trotzdem: Etwas weniger Volatilität wäre auch bei Konjunkturprognosen zu begrüssen.
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